27. Juli 2024
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Gänsehaut beim Benefizkonzert in der Brennerei

KIERSPE (mk) Für sich betrachtet war es eine fröhliche Veranstaltung mit einer Menge Musik in der historischen Brennerei. Doch das Konzert, zu dem die “Rönsahler Spechtbuben” am vergangenen Freitag, 29. Dezember, eingeladen hatten, war einem traurigen Anlass geschuldet: Zwei Familien verloren im nahegelegenen Wipperfürth-Ohl ihr Heim. Ein verheerender Brand zerstörte nur wenige Tage vor Weihnachten zwei Wohnhäuser. Auch eine Garage und ein Carport, mit insgesamt drei Autos darin. Doch das ist nebensächlich, denn zwei Familien mit insgesamt sechs Kindern verloren ihr Dach über dem Kopf.

Sofort wird Unterstützung organisiert: Das Feuer war noch nicht gelöscht, da liefen seitens der Stadt Wipperfürth die ersten Hilfsmaßnahmen auf Hochtouren. Auch der Bürgerverein Ohl-Klaswipper sammelte Spenden wie Möbel und Kleidung für die Betroffenen. Und im benachbarten Rönsahl fackelte man nicht lange und überlegte, wie man den beiden Familien helfen kann. Kurzerhand wurde ein Benefizkonzert geplant. Der Eintritt war gratis, obgleich die meisten der geschätzten 250 Besucherinnen und Besucher wohl auch dafür gern in die Tasche gegriffen hätten.

Dem Männerchor “Rönsahler Spechtbuben” können dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren den kompletten Umsatz der Getränke und des Würstchenverkaufes an die beiden Ohler Familien spenden. Um die Bewirtung konnten sich die Sänger allerdings nicht selbst kümmern, denn sie waren ja wesentlicher Teil des musikalischen Programms. Dafür standen die “Rönsahler Weinhörnchen” charmant und fleissig bereit. Volle Unterstützung bekamen die singenden Spechte beim “Hausherrn”, dem Verein Historische Brennerei e.V. Und das bekanntlich auf kurzem Dienstweg, da der frühere Vorsitzende Horst Becker selbst im Chor mitsingt.

Bemerkenswert ist, auf welchen Wegen das musikalische Programm für das Benefiz-Konzert Form annahm. Aus Halver kam der dort ansässige Projektchor Oberbrügge / Ehringhausen mit derart vielen Sängerinnen und Sängern, dass der Platz auf der Bühne langsam so knapp wie die Fläche für das Publikum wurde. Eine kleine, feine Besetzung gab es mit zwei jungen Damen: Lisa & Lidia Tsykarishvili sangen, am Klavier begleitet von Sofia Wawerla, die auch die Spechtbuben musikalisch führt. Peter Waldhelm sang, und wurde recht spontan von seinem Vater Dieter begleitet: Erst am Mittag kam die Idee auf, gemeinsam den auch durch Sinatra bekannten Klassiker “My Way” zu performen. Damit war das Line-Up des Abends noch nicht komplett: Der Reichshofer Reiner Urbanek, Künstlername “Don Tinto” griff zum Saxophon bevor “StimmSalabim” auf die Bühne kam. Horst Becker kam anschließend solo auf die Bühne, bevor die Spechtbuben den zweiten Teil ihres Programms präsentierten. Den Abschluss bildete die Halveraner Combo “Rückblick Band”, die selbst spontan auf die Spechtbuben zukamen. Die musikalische Ausrichtung des Abends bot für viele Geschmäcker etwas: Von Weihnachtsliedern aus dem englischsprachigen Raum bis zu Westernhagens Freiheit war vieles dabei: Bunt und abwechslungsreich, und stets gelungen!

Doch die wahren Gänsehautmomente gab es zwischendrin: Bei der Eröffnungsansprache vom Spechtbuben Kevin Stubenrauch, der sich bei den Gästen aber auch bei den großzügigen Sponsoren bedankte. Ähnliches war auch von Rönsahls Ortsbürgermeister Holger Scheel zu hören, der noch einmal berichtete, was sich in der dramatischen Nacht zugetragen hatte. Besonders emotional wurde es, als Betroffenen selbst ans Mikro traten: Sowohl Pascal Fritzsche als auch Tarek Thabti, die vom Brand betroffenen Familienväter, kamen in die Brennerei, um sich persönlich für die Unterstützung zu bedanken. Thabti, der seine Familie mitbrachte, zeigte sich begeistert von der Hilfsbereitschaft: “Ich bin überwältigt und geschockt von der Anteilnahme”. Der Vater von vier Kindern schien äußerlich den Schrecken der Brandnacht verarbeitet zu haben und wirkte sogar fröhlich. Er dankte in seiner Ansprache ausdrücklich auch dem Bürgerverein Ohl-Klaswipper und der Stadt Wipperfürth. Deren Bürgermeistern Anne Loth kam ebenfalls als Gast zum Benefizkonzert. Die herzliche Umarmung zeigt: Hier fühlen sich die Betroffenen von den Behörden keineswegs im Stich gelassen!

Wie nun die Zukunft aussieht, ist unklar. Pascal Fritzsche berichtete, dass er bereits im engen Kontakt mit Sachverständigen und der Versicherung stünde: “Ob wir in einem oder in zwei Jahren wieder zurück können, wissen wir nicht. Die Versicherung überlegt, ob ein kompletter Neubau nicht sinnvoller sei”, so der Familienvater. Immerhin habe man aber noch manche persönliche Habseligkeiten aus dem Haus retten können. Ein Glücksfall, der emotional auf dem langen Weg des Neuanfangs helfen kann. Damit dieser nicht so steinig wird, gibt es eine Menge Unterstützung. Wieviel das Benefizkonzert dazu beitragen kann, wird sich in den kommenden Tagen zeigen, wenn die Rönsahler Spechtbuben einen Kassensturz machen.

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