13. Mai 2024
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Pfarrer Fröhlich mit humorvollem Gottesdienst verabschiedet

Pfar­rer Fröh­lich mit Got­tes­dienst ver­ab­schie­det

KIERSPE (mk) So rich­tig ist der Abschied von Pfar­rer Rei­ner Fröh­lich noch nicht zu spü­ren. Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag, 12. Novem­ber, wur­de er im Rah­men eines Got­tes­diens­tes in der ev. Chris­tus­kir­che in Kierspe ver­ab­schie­det. Dass die­ser Got­tes­dienst dem Pfar­rer gewid­met ist, der nun mit 64 Jah­ren den wohl­ver­dien­ten Ruhe­stand antritt, war augen­schein­lich, obgleich sein Kol­le­ge Geor­ge Frei­wat noch zu Beginn „klar­stell­te“: „Wir fei­ern nicht Dei­ne Ver­ab­schie­dung, son­dern einen Got­tes­dienst, und dar­in Dei­ne Ver­ab­schie­dung.“ Wer die Betei­lig­ten kennt, ahnt: Da schwang etwas lie­be­vol­le, wert­schät­zen­de Iro­nie mit. Und die Chris­tus­kir­che war rap­pel­voll, mehr Besu­cher kom­men bes­ten­falls an Hei­lig­abend oder an Oster­sonn­tag in das Got­tes­haus. Auch dass die Zere­mo­nie sich auf rund drei Stun­den erstreck­te, macht deut­lich, dass das hier kein nor­ma­ler Got­tes­dienst war.
Dabei war der for­mel­le Teil der Ver­ab­schie­dung noch ver­gleichs­wei­se kurz: Dr. Chris­tof Gro­te, Super­in­ten­dent des evan­ge­li­schen Kir­chen­krei­ses Lüden­scheid-Plet­ten­berg, ent­band Rei­ner Fröh­lich, der dazu auf den Knien hock­te, in einem eher kur­zen Pro­ze­de­re von sei­nen Pflich­ten als Pfar­rer. Die Pre­digt die­ses Got­tes­dienst durf­te Rei­ner Fröh­lich, den­noch hal­ten. Die zumin­dest vor­erst letz­te in sei­nem Berufs­le­ben. Dabei zeig­te sich der Geist­li­che, der man unwill­kür­lich über­legt, ob „Fröh­lich“ nicht viel­leicht ein Künst­ler­na­me sei, in „Best­form“. 

Pfar­rer Fröh­lich enga­giert bei sei­ner letz­ten Pre­digt FOTO: Mar­kus Klüm­per

In einem Lied, dass ihm gewid­met wur­de, heißt es: „Er redet mit Hän­den und Füßen, also ob er gleich abhe­ben will.“ Dass er mit­ten in der Pre­digt ein Bein über die Kan­zel schwingt, um zu zei­gen, wo der Schuh drückt, nötigt auch sei­nem katho­li­schen Kol­le­gen Respekt ab. Nicht nur vor der sport­li­chen Leis­tung, son­dern vor dem Mut, sich der­art leb­haft zu geben. Ein Stil, der bei den Men­schen sehr gut ankommt.
Der aller­dings nicht dar­über hin­weg­täu­schen darf, dass es auch gesund­heit­li­che Grün­de waren, die Rei­ner Fröh­lich dazu bewo­gen, nach immer­hin rund 33 Dienst­jah­ren, aber den­noch zwei Jah­re frü­her als lang­fris­tig geplant, in den Ruhe­stand zu gehen. 33 Jah­re, in denen sich der Atom­kraft-Geg­ner und erklär­te Bruce-Springsteen-Fan ganz offen­sicht­lich nicht nur in die Her­zen der Gemein­de­mit­glie­der pre­dig­te, son­dern auch mit Mensch­lich­keit über­zeug­te.
Obgleich es der Akt eines Abschieds war, wur­de am ver­gan­ge­nen Sonn­tag in der Chris­tus­kir­che man­ches mal herz­haft gelacht. Dass Fröh­lich bei der Vor­füh­rung sei­ner neu erwor­be­nen Fähig­kei­ten im Bogen­sport bei­na­he das hal­be Pres­by­te­ri­um „abschießt“, war sicher­lich weder vor­ge­se­hen, noch sei­ne eige­ne Idee. 
Von lan­ger Hand geplant waren aber die zahl­rei­chen Gruß­wor­te, in denen auch eine Men­ge über Rei­ner Fröh­lich zu erfah­ren war. Alle Men­schen zu zitie­ren, die an die­sem Tag ihre Wert­schät­zung in Wor­te fass­ten, wür­de jeden Rah­men spren­gen. Wür­de aber erklä­ren, war­um der Got­tes­dienst ins­ge­samt knapp drei Stun­den dau­er­te.
Der­ar­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen wer­den oft lang­wei­lig, nicht so die­se Ver­ab­schie­dung. Zu viel war über den Men­schen und Geist­li­chen zu erfah­ren. Auch über das Amt eines Pfar­rers, und die damit ver­bun­de­nen Auf­ga­ben. Als sol­cher hat sich Fröh­lich für die Öku­me­ne enga­giert, wie Gre­gor Myr­da, Pas­tor der katho­li­schen Kir­che St. Josef in sei­nem Gruß­wort beton­te. Auch die Zusam­men­ar­beit der Neu­apos­to­li­schen Kir­che gehör­te dazu, die freie evan­ge­li­sche Gemein­de (FEG) ohne­hin.
Dass Fröh­lich nun ein­fach den Ruhe­stand antritt, erscheint nur schwer vor­stell­bar. Auch wenn er sei­ne letz­te Pre­digt mit den flap­si­gen Wor­ten „wie­so, ich bin doch ent­pflich­tet“ antrat, ist der belieb­te Pfar­rer mit Sicher­heit kein Mensch, der mit dem Ein­tritt in den Ruhe­stand sei­ne Beru­fung igno­riert. Das wäre für die­se „Bran­che“ sowie­so eher unty­pisch.
Nichts­des­to­trotz will er sich nun erst­mal für ein Jahr kom­plett zurück­zie­hen. Geor­ge Frei­wat nann­te ihn „eine Kon­stan­te für Kierspe“: Die Men­schen in der Rauk-Stadt wer­den sich sicher­lich freu­en, wenn Rei­ner Fröh­lich irgend­wann wie­der in der Gemein­de oder ande­ren hei­mi­schen Grup­pen und Ver­ei­nen anzu­tref­fen sein wird. Sei­ne Frau, Jut­ta Bet­zen­dör­fer-Fröh­lich, bleibt der­weil wei­ter als Gemein­de­päd­ago­gin tätig. Neben­bei sucht die Fami­lie eine neue Woh­nung in Kierspe: Im Leben der Fröh­li­ches wird sich in der kom­men­den Zeit viel ändern. Aber dem wird Rei­ner Fröh­lich wie gewohnt gelas­sen und mit viel Humor begeg­nen.
FOTOS: Mar­kus Klüm­per