14. Mai 2024
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Medienkonsum und Cybermobbing im Mittelpunkt von Elternabend

KIERSPE (mk) Es sind The­men, mit denen Eltern bei­na­he täg­lich kon­fron­tiert wer­den, und bei denen sich nicht sel­ten ein Gefühl von Macht­lo­sig­keit ein­stellt: Wie kann man den Medi­en­kon­sum von Kin­dern und Jugend­li­chen in ver­nünf­ti­ge Bah­nen len­ken, und wie ver­hält man sich bei Cyber­mob­bing?

Bei­des gehört natür­lich nicht unmit­tel­bar zusam­men, und doch gibt es zwi­schen die­sen Berei­chen so vie­le Berüh­rungs­punk­te, dass Son­ja Bittrich und Eve­lin Schöf­fer vom Mär­ki­schen Kreis die­se in einem Vor­trag kom­bi­niert haben. Am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag, 26. Okto­ber, infor­mier­ten die bei­den Refe­ren­tin­nen für „Erzie­he­ri­schen Kin­der- und Jugend­schutz“ auf Ein­la­dung der Schul­pfleg­schaft in der Gesamt­schu­le Kierspe. Dort begrüß­ten die Schul­pfleg­schafts­vor­sit­zen­de Moni­ka Bau­kloh und die Ober­stu­fen­lei­te­rin Dia­na Hibst inter­es­sier­te Eltern, aber auch eini­ge Kin­der und wei­te­re Inter­es­sier­te im „Blau­en Saal“.

Schnell kris­tal­li­sier­te sich her­aus: Die Sor­gen und die Erfah­run­gen der anwe­sen­den Eltern ähneln sich. In der Frei­zeit­ge­stal­tung von Kin­dern und Jugend­li­chen liegt der Fokus oft auf dem Kon­sum elek­tro­ni­scher Medi­en, es bleibt zu wenig Zeit und Raum für ande­re The­men. Die Eltern leben es oft genug vor, und geben nicht sel­ten ein schlech­tes Vor­bild ab. Die Viel­zahl der ver­schie­de­nen End­ge­rä­te macht es heut­zu­ta­ge zwei­fel­los nicht ein­fach, sich von der digi­ta­len Welt zu lösen. Bittrich und Schöf­fer set­zen in ers­ter Instanz auf zeit­li­che Abspra­chen, damit ein gewis­se Aus­ge­wo­gen­heit zwi­schen Medi­en­kon­sum und ande­ren Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen erreicht wird.

Zahl­rei­che Eltern, aber auch ande­re Inter­es­sier­te folg­ten der Ein­la­dung in die Gesamt­schu­le. FOTOS (3): Mar­kus Klüm­per

Noch schwie­ri­ger als die zeit­li­che Kon­trol­le gestal­tet sich aber die inhalt­li­che: Wie kann ich im Blick behal­ten, ob mein Kind nur alters­ge­rech­te Inhal­te kon­su­miert? Dar­aus ergab sich eine kon­struk­ti­ve Dis­kus­si­on, bei der klar wur­de: Allein tech­nisch lässt sich das Pro­blem nicht lösen. Schon des­halb nicht, weil der Ein­fluss qua­si an der Haus­tür endet. Vor allem, wenn in ande­ren Fami­li­en unkon­trol­liert gewalt­ver­herr­li­chen­de Fil­me oder Com­pu­ter­spie­le an der Tages­ord­nung sind. Die­ser Fall ist nicht sel­ten. 

Patent­re­zep­te gibt es nicht, doch wert­vol­le Tipps, um sich in die rich­ti­ge Rich­tung zu bewe­gen. Ein wesent­li­cher Fak­tor ist die Vor­bild­funk­ti­on, ein ande­rer das Wis­sen, wor­um es inhalt­lich bei den kon­su­mier­ten Medi­en geht. Hier hat­ten die Refe­ren­tin­nen eine Anre­gung, die im ers­ten Moment unge­wöhn­lich klingt: Auf der Social­me­dia- und Video­platt­form TWITCH umschau­en. Hier zei­gen Com­pu­ter­spie­ler Mit­schnit­te von Video­ga­me-Par­tien. Die­se ermög­li­chen eine tie­fen Ein­blick, mit wel­chen Bil­dern und The­men Kin­der und Jugend­li­che in bestimm­ten Spie­len kon­fron­tiert wer­den.

Noch kom­ple­xer wird es beim The­ma „Mob­bing“. Ein all­ge­gen­wär­ti­ges Pro­blem, dass sich in der heu­ti­gen Zeit noch mas­siv ver­schärft. Dazu tra­gen digi­ta­le End­ge­rä­te zwei­fels­oh­ne bei, denn die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel wer­den man­ches­mal miss­braucht. Mit dem „Cyber­mob­bing“ erreicht die psy­chi­sche Gewalt, die Opfer erlei­den müs­sen, eine höhe­res, erschre­cken­de Niveau. Die Aus­füh­run­gen von Eve­lin Schöf­fer und Son­ja Bittrich machen deut­lich: Cyber­mob­bing macht es viel schlim­mer. „Die Betrof­fe­nen haben kei­nen Rück­zugs­raum mehr. Frü­her kamen Schü­ler nach Hau­se, konn­ten die Tür zuma­chen und hat­ten erst­mal Ruhe.“ Heut­zu­ta­ge gehen die Drang­sa­lie­run­gen digi­tal wei­ter, hier lie­gen auch die Über­schnei­dun­gen mit dem Medi­en­kon­sum.

Auch beim öffent­li­chen Bloß­stel­len der Opfer, einem wesent­li­chen Aspekt des Mob­bings, bedie­nen sich die Täter der Mög­lich­kei­ten von Han­dys und Social-Media-Platt­for­men. Phy­si­sche Über­grif­fe wer­den mit der stän­dig griff­be­rei­ten Han­dy-Kame­ra gefilmt und ver­brei­tet, und die Mani­pu­la­ti­ons­mög­lich­kei­ten durch KI-Werk­zeu­ge machen Angst.

Die Situa­ti­on bezwei­felt nie­mand ernst­haft, unklar sind aber die Mög­lich­kei­ten, sich dage­gen zu weh­ren. Sei­nem Kind zu hel­fen, vor­zu­beu­gen, oder gar ver­hin­dern, dass das eige­ne Kind zum Täter wird. Weg­schau­en oder weg­lau­fen sind der fal­sche Weg. Die Wege, gegen Mob­bing vor­zu­ge­hen, hel­fen glei­cher­ma­ßen gegen psy­chi­sche wie phy­si­sche Gewalt. Das Kon­zept: Kin­der und Jugend­li­che sen­si­bi­li­sie­ren, das mensch­li­che Mit­ein­an­der för­dern. Cou­ra­ge ist ein The­ma, der Mut, sich den nega­ti­ven Grup­pen­dy­na­mi­ken ent­ge­gen­zu­stel­len, Opfern bei­zu­ste­hen. In ihren Pro­jek­ten mit Kin­dern und Jugend­li­chen stel­len die bei­den Refe­ren­tin­nen ulti­ma­tiv klar: Bei Mob­bing wer­den Men­schen­rech­te mas­siv ver­letzt.

Son­ja Bittrich und Eve­lin Schöf­fer gaben Eltern Impul­se zum Umgang mit Medi­en & Cyber­mob­bing. FOTOS (3): Mar­kus Klüm­per

Einig waren sich bei dem Eltern­abend „Medi­en und Cyber­mob­bing“ alle Betei­lig­ten, dass die Pro­ble­me mit der mas­sen­haf­ten Ver­brei­tung von Han­dys und End­ge­rä­ten erheb­lich schwie­ri­ger gewor­den sind. Ein­zi­ger posi­ti­ver Aspekt: Cyber­mob­bing lässt sich mit ein­fa­chen Mit­teln doku­men­tie­ren und auch ziel­ge­rich­te­ter ver­fol­gen. Nun sieht man die Taten schwarz auf weiß, nie­mand kann die Vor­gän­ge ver­harm­lo­sen. Denn eine schmerz­vol­le Erfah­rung vie­ler Opfer ist, nicht ernst­ge­nom­men zu wer­den!

Wohl kei­ner hat die­sen Eltern­abend mit der Erwar­tungs­hal­tung besucht, vor­ge­fer­tig­te Pro­blem­lö­sun­gen prä­sen­tiert zu bekom­men. In den über zwei Stun­den des Vor­tra­ges und des leb­haf­ten Aus­tau­sches unter den Anwe­sen­den gab es aber zahl­rei­che Impul­se, wo Hebel ange­setzt wer­den kön­nen. Eine stän­di­ge Her­aus­for­de­rung wird der The­men­kom­plex aber ganz sicher blei­ben.

Eine ganz wesent­li­cher Aspekt bleibt: Das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Eltern und Kin­dern. Vie­les lässt sich ein­fa­cher in ver­nünf­ti­ge Bah­nen len­ken, wenn Kin­der und Jugend­li­che sicher sind, mit ihren Pro­ble­men und Bedürf­nis­sen gehört zu wer­den. Wenn sie den Eltern ver­trau­en, auf offe­ne Ohren zu sto­ßen und mit ver­ständ­nis­vol­ler Reak­ti­on rech­nen kön­nen. Die dadurch ver­mit­tel­te Akzep­tanz und das Selbst­wert­ge­fühl sind ent­schei­den­de Bau­stei­ne, die ver­hin­dern kön­nen, dass Kin­der und Jugend­li­che zu Opfern oder gar zu Tätern wer­den. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum The­ma:
https://www.juuuport.de/beratung
https://www.medien-kindersicher.de/startseite
https://www.schau-hin.info
https://www.handysektor.de/startseite
https://www.klicksafe.de
https://spieleratgeber-nrw.de
https://www.twitch.tv