12. Dezember 2024
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Medienkonsum und Cybermobbing im Mittelpunkt von Elternabend

KIERSPE (mk) Es sind Themen, mit denen Eltern beinahe täglich konfrontiert werden, und bei denen sich nicht selten ein Gefühl von Machtlosigkeit einstellt: Wie kann man den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen in vernünftige Bahnen lenken, und wie verhält man sich bei Cybermobbing?

Beides gehört natürlich nicht unmittelbar zusammen, und doch gibt es zwischen diesen Bereichen so viele Berührungspunkte, dass Sonja Bittrich und Evelin Schöffer vom Märkischen Kreis diese in einem Vortrag kombiniert haben. Am vergangenen Donnerstag, 26. Oktober, informierten die beiden Referentinnen für „Erzieherischen Kinder- und Jugendschutz“ auf Einladung der Schulpflegschaft in der Gesamtschule Kierspe. Dort begrüßten die Schulpflegschaftsvorsitzende Monika Baukloh und die Oberstufenleiterin Diana Hibst interessierte Eltern, aber auch einige Kinder und weitere Interessierte im „Blauen Saal“.

Schnell kristallisierte sich heraus: Die Sorgen und die Erfahrungen der anwesenden Eltern ähneln sich. In der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen liegt der Fokus oft auf dem Konsum elektronischer Medien, es bleibt zu wenig Zeit und Raum für andere Themen. Die Eltern leben es oft genug vor, und geben nicht selten ein schlechtes Vorbild ab. Die Vielzahl der verschiedenen Endgeräte macht es heutzutage zweifellos nicht einfach, sich von der digitalen Welt zu lösen. Bittrich und Schöffer setzen in erster Instanz auf zeitliche Absprachen, damit ein gewisse Ausgewogenheit zwischen Medienkonsum und anderen Freizeitbeschäftigungen erreicht wird.

Zahlreiche Eltern, aber auch andere Interessierte folgten der Einladung in die Gesamtschule. FOTOS (3): Markus Klümper

Noch schwieriger als die zeitliche Kontrolle gestaltet sich aber die inhaltliche: Wie kann ich im Blick behalten, ob mein Kind nur altersgerechte Inhalte konsumiert? Daraus ergab sich eine konstruktive Diskussion, bei der klar wurde: Allein technisch lässt sich das Problem nicht lösen. Schon deshalb nicht, weil der Einfluss quasi an der Haustür endet. Vor allem, wenn in anderen Familien unkontrolliert gewaltverherrlichende Filme oder Computerspiele an der Tagesordnung sind. Dieser Fall ist nicht selten. 

Patentrezepte gibt es nicht, doch wertvolle Tipps, um sich in die richtige Richtung zu bewegen. Ein wesentlicher Faktor ist die Vorbildfunktion, ein anderer das Wissen, worum es inhaltlich bei den konsumierten Medien geht. Hier hatten die Referentinnen eine Anregung, die im ersten Moment ungewöhnlich klingt: Auf der Socialmedia- und Videoplattform TWITCH umschauen. Hier zeigen Computerspieler Mitschnitte von Videogame-Partien. Diese ermöglichen eine tiefen Einblick, mit welchen Bildern und Themen Kinder und Jugendliche in bestimmten Spielen konfrontiert werden.

Noch komplexer wird es beim Thema „Mobbing“. Ein allgegenwärtiges Problem, dass sich in der heutigen Zeit noch massiv verschärft. Dazu tragen digitale Endgeräte zweifelsohne bei, denn die Kommunikationsmittel werden manchesmal missbraucht. Mit dem „Cybermobbing“ erreicht die psychische Gewalt, die Opfer erleiden müssen, eine höheres, erschreckende Niveau. Die Ausführungen von Evelin Schöffer und Sonja Bittrich machen deutlich: Cybermobbing macht es viel schlimmer. „Die Betroffenen haben keinen Rückzugsraum mehr. Früher kamen Schüler nach Hause, konnten die Tür zumachen und hatten erstmal Ruhe.“ Heutzutage gehen die Drangsalierungen digital weiter, hier liegen auch die Überschneidungen mit dem Medienkonsum.

Auch beim öffentlichen Bloßstellen der Opfer, einem wesentlichen Aspekt des Mobbings, bedienen sich die Täter der Möglichkeiten von Handys und Social-Media-Plattformen. Physische Übergriffe werden mit der ständig griffbereiten Handy-Kamera gefilmt und verbreitet, und die Manipulationsmöglichkeiten durch KI-Werkzeuge machen Angst.

Die Situation bezweifelt niemand ernsthaft, unklar sind aber die Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. Seinem Kind zu helfen, vorzubeugen, oder gar verhindern, dass das eigene Kind zum Täter wird. Wegschauen oder weglaufen sind der falsche Weg. Die Wege, gegen Mobbing vorzugehen, helfen gleichermaßen gegen psychische wie physische Gewalt. Das Konzept: Kinder und Jugendliche sensibilisieren, das menschliche Miteinander fördern. Courage ist ein Thema, der Mut, sich den negativen Gruppendynamiken entgegenzustellen, Opfern beizustehen. In ihren Projekten mit Kindern und Jugendlichen stellen die beiden Referentinnen ultimativ klar: Bei Mobbing werden Menschenrechte massiv verletzt.

Sonja Bittrich und Evelin Schöffer gaben Eltern Impulse zum Umgang mit Medien & Cybermobbing. FOTOS (3): Markus Klümper

Einig waren sich bei dem Elternabend „Medien und Cybermobbing“ alle Beteiligten, dass die Probleme mit der massenhaften Verbreitung von Handys und Endgeräten erheblich schwieriger geworden sind. Einziger positiver Aspekt: Cybermobbing lässt sich mit einfachen Mitteln dokumentieren und auch zielgerichteter verfolgen. Nun sieht man die Taten schwarz auf weiß, niemand kann die Vorgänge verharmlosen. Denn eine schmerzvolle Erfahrung vieler Opfer ist, nicht ernstgenommen zu werden!

Wohl keiner hat diesen Elternabend mit der Erwartungshaltung besucht, vorgefertigte Problemlösungen präsentiert zu bekommen. In den über zwei Stunden des Vortrages und des lebhaften Austausches unter den Anwesenden gab es aber zahlreiche Impulse, wo Hebel angesetzt werden können. Eine ständige Herausforderung wird der Themenkomplex aber ganz sicher bleiben.

Eine ganz wesentlicher Aspekt bleibt: Das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern. Vieles lässt sich einfacher in vernünftige Bahnen lenken, wenn Kinder und Jugendliche sicher sind, mit ihren Problemen und Bedürfnissen gehört zu werden. Wenn sie den Eltern vertrauen, auf offene Ohren zu stoßen und mit verständnisvoller Reaktion rechnen können. Die dadurch vermittelte Akzeptanz und das Selbstwertgefühl sind entscheidende Bausteine, die verhindern können, dass Kinder und Jugendliche zu Opfern oder gar zu Tätern werden. 

Weitere Informationen zum Thema:
https://www.juuuport.de/beratung
https://www.medien-kindersicher.de/startseite
https://www.schau-hin.info
https://www.handysektor.de/startseite
https://www.klicksafe.de
https://spieleratgeber-nrw.de
https://www.twitch.tv

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