2. Dezember 2024
KierspeMeinerzhagenVolmetal

KuK feiert Weihnachten mit Musik und Satire — und hochkarätigen Künstlern!

Streng genommen ist Matthias Bongard zwar mehr Journalist als Künstler, und als solcher ähnlich bekannt wie Fritz Eckenga als fußballaffiner Kabarettist. Aber das sind Nebensächlichkeiten. Beide wollten sich jedenfalls nicht zu Weihnachten schenken, war ja dem Titel des Bühnenauftrittes zu entnehmen, mit dem sie am vergangenen Mittwoch, 13. Dezember, die ziemlich gut gefüllte Meinerzhagener Stadthalle in Festtagsstimmung brachten. Die ging natürlich auch auf das Konto ihre Bühnenpartnerin Charlotte Brandi, die wie angekündigt sang und am Klavier — Verzeihung — am Flügel spielte.
Das machte die Dortmunder Musikerin so gelungen, dass ihr die Herzen der rund 450 Zuschauer nur so zuflogen. Darüber hinaus war sie dramaturgisch eng in die Show eingebunden, und hatte einen weit höheren Anteil als zunächst angekündigt. Die Vorankündigung für den Auftritt ließ ohnehin Raum für Spekulationen. Es konnte der Eindruck entstehen, Eckenga und Bongard würden sich ähnlich eines alten Ehepaares oder einer adventsfrustrierten Wohngemeinschaft präsentieren. Dass beide sich privat als Nachbarn besser kennen als durch ihre beruflichen Aktivitäten würde diese These sogar stützen. Zutreffend war sie allerdings nicht.
Der Abend war eine abwechslungsreiche Mischung aus Lesungen wirklich kurioser Texte, die teilweise sogar der Weltliteratur zugeordnet werden dürfen, Musik und aberwitzigen Dialogen.

Zunächst outete sich der Wahl-Dortmunder Bongard als Volmetal-Kenner, was wie gewohnt in einer Spitze gegen den Nachbarort Kierspe endete. Die ja schließlich mit Kennzeichen “K” auf dem Parkplatz an der Stadthalle stehen würden. Oder “HVB” für “Hinterste Vornberg”. Damit war der Lokalkolorit aber schon weitgehend erschöpft. Nicht ohne einen Dämpfer für die Stadt, in der Bongard aufgewachsen ist: Hier definierte er den Standort des Hit-Marktes als Stadtgrenze, empfahl immerhin zum Bücherkauf zwei bekannte Kiersper sowie Meinerzhagener Bücherläden aufzusuchen.
Das Programm musste allerdings nicht erst regional angepasst werden: Dies war exklusiv für Meinerzhagen und ist auf die ausdrückliche Einladung des KuK-Vereins entstanden. Ausgerechnet im Frühjahr, quasi kurz vor Ostern, begannen die drei Künstler damit, das Programm des Abends “zusammenzustricken”.
Es wurden Bücher gewälzt, Gedichte und Geschichten gelesen, die teils ein grotesken Licht auf das Weihnachtsfest warfen, manchen vielleicht auch an die eigene Kindheit erinnerten.
Und dass Kinder zu Weihnachten dazugehören, wurde auch anhand eines Textes von Torsten Sträter festgestellt. Wobei in diesem Zusammenhang auch von Charlotte Brandi beschlossen wurde, dass Texte dieses Kabarettisten nur von Sträter selbst, oder eben von Fritz Eckenga vorgetragen werden sollten. Der wiederum ließ es sich nicht nehmen, auch das Thema Fußball in den Abend zu bringen. Dass die letzte Fußball-WM in Katar ziemlich genau in der Adventszeit ausgetragen worden war, bot ihm den richtigen Aufhänger. Obgleich er einräumte, er habe an dieser WM noch weniger teilgenommen, als die deutsche Mannschaft.

In der Rolle des Weihnachtsbaumverkäufers brillierte er allerdings auch, oder besser gesagt, in der eines Aktionärs, der dem in die alte Rolle eines 1‑Live-Radioreporters geschlüpften Bongard völlig unerwartete Antworten gab. Dass der Verkäufer sich geschäftlich lieber den Aktien von Rüstungskonzernen widmet und den Tannen-Handel eher als Abschreibungsobjekt sieht, war kaum zu erahnen.
Auch Tiere wurden in den Vorträgen erwähnt. Nicht etwa in der berechtigten Warnung vor lebenden Geschenken, eher hinsichtlich ihres Platzes auf der festlichen Speisekarte: So wurde appelliert “osteuropäischen Tieren ein warmes Zuhause zu geben”, womit aber auf die Gans im Ofen angespielt wurde. Eher mitleidig wurde der Karpfen bedacht, als festgestellt wurde, “Mann und Fisch hätten den Abend lieber anders verbracht”. Ähnlich der Wertschätzung, die Jäger dem erlegten Wild entgegenbringen, sollten “Braten einen Namen” erhalten: “Ute gab für Euch ihr Leben.“
Wertvolle (Überlebens-) Tipps gab es selbstverständlich auch für die Auswahl geeigneter Geschenke. So wurden Blusen als Minenfeld eingestuft, besonders ein Fehlgriff bei der Konfektionsgröße könne schlimme Folgen haben.
Zwischenzeitlich gab Fritz Eckenga Einblicke in die eigene Ruhrgebiets-Kindheit, die hoffentlich nicht zu autobiographisch waren: Während der Verweis auf “fleischlastige Ernährung” nicht unbedingt Mitleid beim Publikum auslöste, war die Vorstellung eines Gemeinschaftsgebisses für die ganze Familie nicht appetitlich.
Es war ein langer, dennoch kurzweiliger Abend in der Meinerzhagener Stadthalle. Dem Publikum wurden viel Groteskes präsentiert, da wirkten die Briefe von “saftlosen Werbearsch” Helmut an seine Verflossene “Specki” Sybille fast schon lebensnah.
Hohe Erwartungen wurden mit der Einladung an die Dortmunder Musikerin Charlotte Brandi geweckt. Dass sie mit Eckenga und Bongard auf der Bühne stand, ist dem zufälligen, privaten Kontakt zu verdanken. Die Sängerin und Pianistin brillierte mit Interpretationen von Sinead O´Connors “Danny Boy” genauso wie Armstrongs “Wonderfull world”, trotz völlig anderer Stimmlage. Mutig wie überzeugend war sie bei John Lennons Klassiker “Imagine”, dass sie nach eigenem Bekunden zum ersten Mal sang. Mit den beiden Bühnenpartnern wurde aber zum Ende des Auftritts ein wesentlich einfacherer Titel gewählt: Das Sauerlandlied. Unüblich für einen solchen Anlass, ist aber nie unpassend.

Nicht am Schluss, sondern als Intro hat sich der KuK-Vorsitzende Rolf Muck geäußert. Der frotzelte zunächst auch hinsichtlich des Programmtitels: “Das wir nix geschenkt haben, haben Sie beim Eintritt gemerkt”. Dankbar zeigte sich Muck aber vor den vollen Rängen, denn mit dem gelungenen Weihnachtsspecial geht nach seinem Bekunden ein sehr erfolgreiches Jahr für den Verein zu Ende, und verweist auf rund 5000 Besucher der diesjährigen KuK-Veranstaltungen. Der Empfehlung, sich das neue Programm für das erste Halbjahr 2024 hinsichtlich potentieller Weihnachtsgeschenke anzusehen, dürfte mancher Gast des Abends gerne nachkommen.

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