18. Mai 2024
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Razzia am Freisenberg: 40 Zollbeamte und die Bundespolizei im Einsatz

Update 17.00 Uhr: Nun hat sich auch eine Spre­che­rin der durch­such­ten Fir­ma auf die schrift­li­che Anfra­ge von mein-kierspe.de zu den Vor­gän­gen geäu­ßert. Das Faci­li­ty Unter­neh­men bestä­tigt die Maß­nah­men des Zolls sowie­der Bun­des­po­li­zei und erklärt wei­ter, dass Daten und Doku­men­te sicher­ge­stellt wor­den sei­en. Dem Zoll habe man “voll­stän­di­ge Koope­ra­ti­on und Trans­pa­renz zuge­si­chert”, heißt es. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen wol­le man auf­grund des lau­fen­den Ver­fah­rens aber zum gegen­wär­ti­gen Zeit­punkt nicht geben. Wie inzwi­schen bekannt wur­de, sind Durch­su­chun­gen sogar an 28 Objek­ten durch­ge­führt wor­den. Die­se fal­len in den Arbeits­be­reich “Finanz­kon­trol­le Schwarz­ar­beit”.

Das The­ma “Schwarz­ar­beit” hat vie­le Facet­ten: Im Wesent­li­chen geht es um Steu­er­hin­ter­zie­hung und dem Ein­spa­ren von Sozi­al­ab­ga­ben. Dar­über hin­aus bie­tet die Fir­ma in ers­ter Linie pro­fes­sio­nel­le Rei­ni­gungs­diens­te an. Eine Bran­che, in der sich nicht weni­ge schwar­ze Scha­fe tum­meln. Ein Nied­rig­lohn­sek­tor, in dem nicht sel­ten mit “krea­ti­ven” Metho­den der Min­dest­lohn umgan­gen wird, in dem die Mit­ar­bei­ten­den mehr Arbeits­stun­den leis­ten müs­sen, als bezahlt und doku­men­tiert wer­den.

Ob sich der Anfangs­ver­dacht nach die­ser Durch­su­chungs­ak­ti­on erhär­ten wird, bleibt abzu­war­ten. Die Aus­wer­tung der beschlag­nahm­ten Unter­la­gen wird vor­aus­sicht­lich Wochen oder gar Mona­te dau­ern. Offen blei­ben auch die Fra­gen, ob es Fest­nah­men gege­ben hat, und inwie­weit in der aktu­el­len Situa­ti­on noch ein rei­bungs­lo­ser Geschäfts­be­trieb auf­recht erhal­ten wer­den kann.

UPDATE Frei­tag, 16. Febru­ar, 9.00 Uhr: Inzwi­schen liegt eine Erklä­rung des Per­so­nal-Dienst­leis­ters vor, wel­cher nach eige­nen Anga­ben nicht von der Raz­zia betrof­fen ist und auch nicht im Fokus der Ermitt­lun­gen steht. Die­se wür­den sich gegen den Immo­bi­li­en-Dienst­leis­ter rich­ten, des­sen Ver­wal­tung im sel­ben Gebäu­de­kom­plex ange­sie­delt ist. Eine Spre­che­rin des Per­so­na-Dienst­leis­ters erklär­te, bei­de Unter­neh­men sei­en the­ma­tisch kom­plett sepa­rat von­ein­an­der in unter­schied­li­chen Bran­chen tätig. Es han­de­le sich dabei auch nicht um eine Schwes­ter- und Toch­ter­fir­ma. Wei­te­re Aus­künf­te woll­te die Spre­che­rin des Per­so­nal-Dienst­leis­ters auch auf­grund der lau­fen­den Ermitt­lun­gen nicht geben. Dass die juris­tisch ohne­hin eigen­stän­di­gen Unter­neh­men zusam­men­ar­bei­ten, ist nach ers­ter Recher­che tat­säch­lich nicht äußer­lich erkenn­bar, eine gewis­se Ver­knüp­fung aber offen­sicht­lich. Im sel­ben Gebäu­de fir­mie­ren auch noch zwei wei­te­re Unter­neh­men, bei bei­den ist aber die Ver­wandt­schaft direkt erkenn­bar.

LÜDENSCHEID (mk) Es war eine Akti­on, die von lan­ger Hand vor­be­rei­tet wor­den war: Ins­ge­samt 20 Objek­te wur­den bun­des­weit am Don­ners­tag, 15. Febru­ar vom Zoll regel­recht “auf den Kopf gestellt”. Eines davon ist die Kon­zern­zen­tra­le eines Per­so­nal­dienst­leis­ters im Lüden­schei­der Indus­trie­ge­biet Frei­sen­berg. Gleich 40 Zoll­be­am­te führ­ten die Durch­su­chungs­maß­nah­men durch, und wur­den dabei von etli­chen Bun­des­po­li­zis­ten unter­stützt. Die fuh­ren gleich in drei gro­ßen Bus­sen vor, des­sen Gepäck­ab­tei­le mit Sta­peln von Umzugs­kar­tons voll­ge­packt waren.

Gleich mit drei gro­ßen Bus­sen kam die Bun­des­po­li­zei, die den Ein­satz unter­stütz­te. Fotos: Mar­kus Klüm­per

Im Lau­fe des Ein­satz wur­den etli­che von ihnen mit Akten voll­ge­packt und an der Lade­ram­pe in einen LKW der Bun­des­po­li­zei ver­la­den. Wäh­rend­des­sen wur­den etli­che Büros des Gebäu­de­kom­ple­xes durch­sucht. Das Ziel der Raz­zia: Bewei­se fin­den, die den Ver­dacht auf Schwarz­ar­beit unter­mau­ern. Die Ermitt­lun­gen wer­den von der Hage­ner Staats­an­walt­schaft gelei­tet, die Akti­on wur­de maß­geb­lich vom Haupt­zoll­amt Dort­mund orga­ni­siert. Dort erklär­te Pres­se­spre­cher Nico­lai Pro­we, dass die Staats­an­walt­schaft schon erheb­li­che Ver­dachts­mo­men­te sehen wird, wenn eine der­ar­ti­ge Durch­su­chungs­ak­ti­on durch­ge­führt wird.

Mit etli­chen Umzugs­kar­tons war der Zoll auf die Sicher­stel­lung gro­ßer Akten­ber­ge vor­be­rei­tet.

Unklar ist der­zeit aber, wel­cher Unter­neh­mens­teil betrof­fen ist: In dem Gebäu­de am Frei­sen­berg ist der Stamm­sitz eines gro­ßen Per­so­nal­dienst­leis­ters ansäs­sig, aller­dings auch eine zur Unter­neh­mens­grup­pe gehö­ren­de Fir­ma für Immo­bi­li­en­ma­nage­ment. Auf Nach­fra­ge wur­de auf eine Mail­adres­se der Toch­ter­fir­ma ver­wie­sen, ein Indiz dafür, dass sich die Ermitt­lun­gen gegen die­se rich­ten. Eine Ant­wort liegt bis­lang nicht vor. Auch die Staats­an­walt­schaft war für eine Stel­lung­nah­me nicht mehr erreich­bar.

Zoll und Bun­des­po­li­zei gemein­sam im Ein­satz gegen Schwarz­ar­beit.

Die Durch­su­chungs­maß­nah­men erstreck­ten sich über den gesam­ten Don­ners­tag, die Beam­ten stell­ten sich zeit­wei­se dar­auf ein, ihre Arbeit bis in die Nacht hin­ein fort­zu­füh­ren. Über die ande­ren, par­al­lel durch­such­ten Objek­te wur­den kei­ne Details bekannt. Ledig­lich, dass sie im gesam­ten Bun­des­ge­biet lie­gen sol­len. Ob es sich dabei um Nie­der­las­sun­gen, Lie­fe­ran­ten oder Unter­neh­men von Kun­den han­de­le, wur­de nicht erklärt.