12. Oktober 2024
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Stolpersteine wieder komplett: Vermisster Stein bei Hausdurchsuchung aufgetaucht

KIERSPE (mk) Der ernste Hintergrund erlaubt kein Schmunzeln, eine gewisse Ironie lässt sich der Sache jedoch nicht absprechen: Der Stolperstein, der im Februar am Hammerkamp abhanden gekommen war, ist wieder aufgetaucht. Er war tatsächlich gestohlen worden, obwohl zwei weitere am Tatort verblieben waren. Die Tat machte sprachlos. Ein politischer beziehungsweise antisemitischer Hintergrund wurde befürchtet, weshalb auch der Staatsschutz ermittelte. Nun ist der vermisste Stein im Rahmen einer Hausdurchsuchung von der Polizei sichergestellt worden, die allerdings wegen Ermittlungen zu völlig anderen Straftaten durchgeführt worden war.

Weiße Rosen wurden bei der Andacht an den Stolpersteinen niedergelegt. Fotos: Markus Klümper

So konnten am vergangenen Mittwoch, 27. März, alle drei Stolpersteine wieder eingesetzt werden. Fast an derselben Stelle, nun aber wesentlich diebstahlsicherer, wie Bürgermeister Olaf Stelse im Rahmen einer kleinen Gedenkveranstaltung am Dienstag, 2. April, erklärte. Dazu hatten Christina und Dietmar Först von der Initiative “Stolpersteine Meinerzhagen” geladen, die im Jahre 2017 auch die Mahnmale für Erich Heß, seine Mutter Bertha Rachel und ihren Mann Heinrich Rachel einsetzen ließ. Der gestohlene Stolperstein war der, der an Bertha Rachel erinnert. Die Tat machte im Februar fassungslos, und konnte nun eher zufällig aufgeklärt werden.

Die Polizei ist sich ziemlich sicher, dass die Tat offensichtlich nicht politisch motiviert war, worüber sich auch Olaf Stelse sehr beruhigt zeigte. Seitens der Stadt war man eher von Vandalismus als von einem Diebstahl ausgegangen, und noch jetzt liegen die Hintergründe im Dunkeln. Allerdings war es in der Zwischenzeit gelungen, einen Ersatz zu bekommen: Der Künstler Gunter Demnig, ursprünglicher Schöpfer des Stolperstein-Konzeptes, hatte in kürzester Zeit einen neuen Stein angefertigt. Regulär beträgt der Vorlauf mindestes sechs oder gar acht Monate. Aufgrund der besonderen Situation hat der Künstler innerhalb von zehn Tagen einen neuen Stein angefertigt.

Nun sind alle drei Stolpersteine am Hammerkamp wieder vereint. Fotos: Markus Klümper

Darüber ist man aber keineswegs unglücklich, denn der neue Gedenkstein soll nun als Anschauungsobjekt beispielsweise in Schulen dienen, während der Originale wieder eingesetzt worden ist. Im Rahmen der kleinen Andacht nutzte Christina Först den neuen Stein, um einigen Vorurteilen zu begegnen: “Der Stein kostet gerade einmal 120 Euro, und zwar inklusive Beschriftung und Verlegung”, klärt Först auf. Und dabei spiele der Marktwert nur eine völlig untergeordnete Rolle. Diebstahl lohne daher überhaupt nicht. Wie beim neuen Exemplar zu sehen ist, besteht der Stein im wesentlichen aus Beton, der Messinganteil besteht nur aus einer dünnen Platte.

Daher war es auch kein Problem, den Ersatz zu finanzieren: “Wir haben ganz schnell ausreichende Spenden von Privatleuten zusammenbekommen”, war von Christina Först zu erfahren. Dass die von der Stadt Kierspe ausgelobte Belohnung für Hinweise zur Wiederbeschaffung des gestohlenen Stolpersteins nicht ausbezahlt werden braucht, dürfte auch nicht weiter ins Gewicht fallen, hat allerdings einen bitterem Beigeschmack: “Vermutlich müssen wir das Geld noch im Laufe des Jahres im Zusammenhang mit anderen Straftaten ausgeben”, befürchtet Bürgermeister Stelse.

Die drei Stolpersteine am Haunerbusch sind jedenfalls wieder komplett. Dass der originale Stein wieder zurück ist, wirkt nicht zuletzt auch ästhetisch, denn so ergibt sich ein stimmiges, einheitliches Bild. Teilgenommen hatten an der Andacht auch mehrere Aktive der in Meinerzhagen und Kierspe aktiven Stolperstein-Initiative. Die brauchteN den Ersatz allerdings nicht mit heimzunehmen, denn der ebenfalls anwesende Markus Gorecki hat sofort die Gelegenheit ergriffen, um den Stein im sozialen Bürgerzentrum Hand in Hand auszustellen.

Hier geht es zum ursprünglichen Bericht über den Diebstahl des Stolpersteins:

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