9. Mai 2024
KierspeVolmetal

Fusion der Kirchengemeinden in Kierspe gefeiert

KIERSPE (mk) Förm­lich sind sie es bereits seit drei Wochen, doch erst mit einer zünf­ti­gen Fusi­ons­fei­er und einem Fusi­ons­got­tes­dienst wur­de die Zusam­men­le­gung der evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de Kierspe mit der Rön­sah­ler Gemein­de besie­gelt. Das darf man sogar wört­lich neh­men: Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag, 21. Janu­ar, wur­de im Rah­men des Got­tes­diens­tes das neue Logo der nun zusam­men­ge­hö­ren­den Kir­chen­ge­mein­de “Kierspe und Rön­sahl” vor­ge­stellt. Der gezeig­te Stem­pel­ab­druck löst zum einen das klas­si­sche, latei­ni­sche Kreuz sowie den St. Ser­va­ti­us ab. Statt­des­sen wird nun ein grie­chi­sches Kreuz gezeigt, kom­bi­niert mit einem Her­zen und Strah­len­sym­bo­len. Eine sehr moder­ne Gestal­tung, die bei den zahl­rei­chen Besu­chern der Mar­ga­re­then­kir­che auf gro­ße Zustim­mung stieß. Gestal­tet wur­de das neue Sie­gel inner­halb der Gemein­de, der Künst­ler zog es aber vor, weit­ge­hend inko­gni­to zu blei­ben.

Neue Gemein­de, neu­es Sie­gel: Die moder­ne, frisch Gestal­tung ern­te­te viel Begeis­te­rung! Fotos: Mar­kus Klüm­per

Der Got­tes­dienst wur­de beson­ders musi­ka­lisch, mit einer Band, drei Gesangs­chö­ren und einem Posau­nen­chor und vie­len Lie­dern gestal­tet. Pre­dig­ten wur­den kurz gehal­ten, dar­auf hat Pfar­rer Geor­ge Frei­wat gleich zu Beginn des Got­tes­diens­tes hin­ge­wie­sen. Maxi­mal sechs Minu­ten, aller­dings mehr­fach, denn auch Pfar­rer Mar­tin Spind­ler und Super­in­ten­dent Dr. Chris­tof Gro­te hiel­ten Anspra­chen. Die pass­ten aller­dings nur teil­wei­se in die Kate­go­rie “Pre­digt”, son­dern waren recht humo­ri­ge Betrach­tungs­wei­sen auf die gesell­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen der Fusi­on.

Denn tat­säch­lich wird sich im klas­si­schen Gemein­de­le­ben vor­läu­fig wohl noch gar­nicht so viel ändern. Denn schon seit Jah­ren wach­sen bei­de Gemein­den zusam­men. Ange­sichts der Anspra­chen und Gruß­wor­te drängt sich eher die Fra­ge auf, wie weit sich die Fusi­on auf die gewis­se Eigen­stän­dig­keit von Rön­sahl aus­wir­ken wer­de. So erklär­te Pfar­rer Frei­weit in sei­ner wohl nicht ganz ernst gemein­ten Ein­lei­tung, es wäre gar­nicht so klar, wo das Volk der Rön­sah­ler her­ge­kom­men sei­en, und ver­mu­te­te, sie sei­en “vor 2000 Jah­ren aus Gal­li­en ein­ge­wan­dert”. Aus­ser­dem wür­den die Rön­sah­ler eine gewis­se Distanz pfle­gen, ohne zu wis­sen, dass die­se den Kier­s­pern genau­so recht sei. Auch Hol­ger Scheel griff das The­ma auf, aller­dings aus einem etwas ande­ren Blick­win­kel. Der Rön­sah­ler Orts­bür­ger­meis­ter erklär­te sinn­ge­mäß, es gehö­re zu sei­nem Amt, die Eigen­stän­dig­keit Rön­sah­ls zu wah­ren. “Inso­fern ist ein Gruß­wort mei­ner­seits anläss­lich einer Ver­ei­ni­gungs­fei­er durch­aus ein etwas zwei­schnei­di­ges Schwert”, so Scheel. Sei­ne Amts­kol­le­gin Marie-Lui­se Lin­de, eine der bei­den stell­ver­tre­ten­den Bür­ger­meis­te­rin­nen der Stadt Kierspe, hielt sich in ihrer Anspra­che sehr kurz und wünsch­te vor allem, dass das Zusam­men­wach­sen der bei­den Gemein­den zu einer Gro­ßen gelin­gen möge.

An die von Geor­ge Frei­wat gesetz­te “Rede­zeit” hielt sich sogar Super­in­ten­dent Dr. Gro­te, der zum Schmun­zeln der Kir­chen­be­su­cher erklär­te, er könn­te durch­aus län­ger spre­chen, “aber er wol­le noch eini­ge­ma­ßen beliebt hier raus­ge­hen”. Pfar­rer Spind­ler schaff­te trotz der Kür­ze den Spa­gat, die Fusi­on mit bibli­schen Blick­win­keln zu betrach­ten, in dem erklär­te, dass die Men­schen die “hei­li­gen Stei­ne sei­en, aus der das Kir­chen­ge­bäu­de gebaut sei­en”. Er ver­glich die zusam­men­ge­leg­ten Gemein­den mit einer neu­en, fri­schen Mischung, kei­nes­falls sei sie “eine Mogel­pa­ckung.”

Damit kratz­te Pfar­rer Spind­ler ein The­ma an, über das an die­sem Vor­mit­tag noch nicht deut­lich gespro­chen wur­de: Die Zukunft der Kir­chen und Gemein­de­häu­ser. Ange­sichts der lau­fen­den Kos­ten, die der­ar­ti­ge Gebäu­de allei­ne in der Instand­hal­tung und im Ener­gie­be­darf ver­ur­sa­chen, macht sich nie­mand Illu­sio­nen, es müs­sen Kon­zep­te und Lösun­gen her. Die sind aber in die­ser länd­li­chen Gegend weit schwie­ri­ger zu fin­den, als in Bal­lungs­zen­tren. Bei der Ser­va­ti­us- und der Mar­ga­re­then­kir­che han­delt es sich um denk­mal­ge­schütz­te Gebäu­de, eine ander­wei­ti­ge Nut­zung erscheint undenk­bar. Etwas resi­gniert wirkt Pfar­rer Frei­wat, auf die­ses The­ma ange­spro­chen. Doch stellt er klar, dass im Grun­de jede Mög­lich­keit in den kom­men­den Jah­ren geprüft wer­den müs­sen. Vie­les, was in Groß­städ­ten eine sinn­vol­le Mög­lich­keit wäre, schei­det aber in Kierspe wohl aus.

Von die­sem The­ma lie­ßen sich die Besu­che­rin­nen und Besu­cher des Fusi­ons­got­tes­dienst aber sowie­so nicht die Lau­ne ver­der­ben. Sie genos­sen die locke­re Stim­mung, die musi­ka­li­schen Ein­la­gen, und oben­drein einen Imbiss. Dass sich in Zukunft Eini­ges ändern wird, ist klar, doch statt Weh­mut war Auf­bruchs­stim­mung zu spü­ren.