27. Juni 2025
Die Einladung wurde von zahlreichen Kierspern angenommen. © Markus Klümper
Kierspe

UWG-Bürgerdialog von Verkehrsthemen geprägt

Es war keine Überraschung: Auch die Entwicklung von Kierspe-Bahnhof steht unter dem Einfluss der Bauarbeiten am Tannenbaum, der Rahmedetalbrücke und dem alltäglichen Geschehen auf den Straßen. Dabei zu resignieren erscheint nur allzu verständlich, doch Olaf Stelse brachte auch Hoffnungsschimmer in die Veranstaltung, zu der die Unabhängigen Wähler nun zum dritten Mal geladen hatten.

KIERSPE (mk) Der Kiersper Bürgermeister war erneut Gastsprecher bei der Veranstaltung, für die diesmal Jürgen Eckes in seinem Fachhandel für Farben, Tapeten und Bodenbeläge an der Volmestraße Gastgeber war. Mit verhaltenem Optimismus und konstruktiv gab Stelse Einblicke in verschiedene Themen der Stadtentwicklung, die an diesem Abend allerdings allesamt eng mit dem Thema Verkehrsinfrastruktur verwoben waren. Weitaus weniger optimistisch war allerdings Rüdiger Bäumer, der als stellvertretender UWG-Fraktionsvorsitzender die Veranstaltung moderierte. Politisch eigentlich ein Verbündeter, immerhin wird Kierspes amtierender Bürgermeister bei der anstehenden Kommunalwahl auch von der UWG unterstützt. Allerdings ist Däumer auch Projektleiter bei der Autobahn GmbH, wo die Uhren in vielerlei Hinsicht ähnlich ticken wie bei Straßen.NRW. Kurzum: Seine Erläuterungen gaben Einblicke in Planungsverfahren, die anstünden, falls Ideen wie der Kreisverkehr am Tannenbaum die ersten Hürden überwinden. So wurde Däumer zeitweise zum Konterpart Stelses: Mit ähnlichen Wünschen, aber mehr Skepsis.

Weißer Hai statt Rat: Für Olaf Stelse und Rüdiger Däumer ein ungewohntes Ambiente. © Markus Klümper

Der Bürgermeister zeigte sich erstmal beeindruckt von der Fototapete hinter ihm: “Normalerweise werde vom Rat beaufsichtigt, heute habe ich den weißen Hai im Rücken”, schmunzelte der parteilose Politiker. Und nahm schnell die relevanten Themen des Abends ins Visier. Er erklärte an vielen Stellen, dass viele Prozesse sehr viel Geduld forderten. Immerhin machte er Mut und stellten den Menschen eine erste Entscheidung bezüglich des Kreisverkehrs für den kommenden Herbst in Aussicht. Ob die Pläne überhaupt Aussicht auf Erfolg hätten, sah Däumer allerdings skeptisch. In jedem Fall würde es etliche Jahre bis zur Umsetzung dauern. Allerdings nicht so lange wie die für den Lausebergaufstieg. Sofern die Umgehungsstraße überhaupt kommt und tatsächlich auch diese Streckenführung umgesetzt würde. Während der Bürgermeister hinsichtlich etwaiger Baukosten eine Kosteneinschätzung von 12 Millionen Euro zitierte und dabei noch erklärte, dass die Umgehungsstraße als rein städtisches Projekt technisch einfacher und entsprechend günstiger zu realisieren sei, erklärte Däumer, dass alle drei denkbaren Streckenführungen sehr tunnellastig seien. Aktuelle Kosten für dafür lägen im Schnitt bei 130.000 Euro. Allerdings pro Tunnel-Meter. So oder so ist an einen Straßenbau aus städtischen Mitteln nicht zu denken.

Bei anderen Maßnahmen würde es vermutlich nicht an den Kosten scheitern: Weder bei dem auch diesmal erörterten Anwohner-Wunsch nach einer Querungshilfe im Bereich Neue Brücke, damit insbesondere Kinder sicherer über die Volmestraße kämen, um den Schulbus zu erreichen. In Sachen Kreisverkehr ist die Stadt Kierspe bereits massiv in Vorleistung gegangen, und hat nicht nur Grundstücke samt Bebauung aufgekauft, sondern auch schon gestalterische Ideen. Auf der Wunschliste stehen zum Beispiel ein Gastronomiebetrieb, idealerweise mit Aussenbewirtung, von dem auch die Besucher des Volmefreizeitparks profitieren sollen. Die Umsetzung erscheint sehr wahrscheinlich, dass “wie” hängt aber maßgeblich von der Entscheidung pro oder contra Kreisverkehr ab, da beides nur gemeinsam geplant werden könne. Planungssicherheit wünscht man sich auch bei einem dort ansässigen Industriebetrieb. Ralf Goseberg erklärte, er fühle sich von der Stadt im Stich gelassen, schließlich seien in der Vergangenheit mit großem Aufwand Grundstücke getauscht und in der Bebauung erhebliche Kompromisse eingegangen worden, aber noch immer sei sein Firmengrundstück eine Insel ohne vernünftige Zuwegung. Egal, wie es passiert: Dauern wird die Umsetzung in jedem Fall Jahre.

Das Interesse an der Veranstaltung war groß, sogar Bänke mussten noch aufgestellt werden.

Vergleichsweise schnell soll Sperrung zum Brückenneubau vom Tisch sein. Zwar empfanden die Anwesenden die Bauarbeiten nach ihrem Eindruck als “schleppend”, doch Olaf Stelse versicherte, dass wohl alles im Zeitplan läge. Allerdings habe auch hier die Stadt wenig Einfluss. Der endet bei vielen Verkehrsthemen mangels einer eigenen Straßenverkehrsbehörde schon am Verständnis beim Märkischen Kreises. Über den gemutmaßt wurde, dass von dort “niemand je Kierspe von innen gesehen” habe. Ein Schicksal, was auch Orte wie Werdohl oder Nachrodt-Wiblingwerde mit der Raukstadt teilen würde. Immerhin gab es auch aus Richtung des Kreises einen positiven Aspekt: Steffen Wieland berichtete von seiner UWG-Arbeit im Kreistag, dass konkret über eine Schnellbusverbindung nach Siegen nachgedacht würde, die insbesondere den dort Studierenden zugute kommen soll. Sofort erhellte sich das Gesicht einer jungen Frau im Publikum, die sich sogleich erkundigte, wann diese denn voraussichtlich in Betrieb genommen würde.

Nachdem Stelse als bekanntermaßen begeisterter Radsportler auch auf Fortschritte und Kuriositäten rund um die Radwegprojekte im Volmetal detailliert einging, wurde eines erneut deutlich: Untätigkeit kann man der Verwaltung absolut nicht vorwerfen, aber es sind überall mehrere Institutionen an den Tisch zu bekommen. Da sind weitere Zahlen aus der Berufspraxis von Rüdiger Däumer plausibel: Von der Zeit, die ein Projekt bis zur Fertigstellung braucht, entfallen 85% auf die Vorbereitung und Planung, lediglich 15 auf die Baumaßnahmen. So könnte manches am Ende doch ganz schnell gehen. Unklar bleibt allerdings, ob eine Ankündigung als gut oder schlecht aufgefasst wird: Olaf Stelse verkündete nämlich, dass die Stadt Kierspe wohl demnächst auch Geschwindigkeitskontrollen durchführen kann, was durch einen Zusammenschluss mit den anderen Kommunen im Volmetal möglich wurde. Notorische Raser dürften davon wenig begeistert sein, aber da vielen Anwesenden das Thema Verkehrssicherheit am Herzen liegt, kam es zu keinen negativen Reaktionen.

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