23. Juni 2025
Der Abriss dieser Brücke sorgt für Umwege. © Markus Klümper
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Feuerwehr stellt Konzept für die Vollsperrung vor

Der Abriss der Volme-Brücke am Tannenbaum steht unmittelbar bevor, und damit auch die Zeit, in die Sperrung des wichtigen Verkehrsknotenpunktes zwischen der Kölner Straße (B237) und Volmestraße (B54) ganz neue Herausforderungen für die Rettungskräfte auf der Anfahrt zum Einsatzort birgt. Die Feuerwehr hat ihre “Hausaufgaben” gemacht, doch gewisse Faktoren lassen sich nicht berechnen. Nur befürchten.

KIERSPE (mk) Am 12. Mai ist es soweit: Die Bundesstraße 237 wird zwischen Eisenbahn-Viadukt und der Kreuzung zur Volmestraße komplett gesperrt. Abriss und Neubau der Brücke werden mit etwa fünf Monaten prognostiziert. Fast ein halbes Jahr lang, in dem statistisch gesehen zwischen sechs und zehn Einsätze für die Kiersper Feuerwehr zu erwarten sind, für die der Löschzug 1 “Stadtmitte” genau hier entlang zur Einsatzstelle eilen würde. Das geht vorläufig nicht mehr, hier fährt kein Schulbus und auch kein Rettungswagen mehr durch. Um auch in dieser Zeit Menschen in Notlagen schnell helfen zu können, wurde umgeplant. Das Konzept haben Wehrleiter Mike Budde und Feuerwehrsprecher Christian Schwanke nun vorgestellt. Die zeitweiligen Änderungen der “Alarm- und Ausrückeordnung” sind schlüssig und plausibel, doch eine Variable bleibt unbekannt: Wie entwickelt sich in dieser Zeit die allgemeine Verkehrslage? Budde und Schwanke machen keinen Hehl daraus, dass der Umweg des LZ1, der in Richtung Volmetal durch die Schnörrenbach gefahren werden muss, zu Stoßzeiten problematisch werden kann. Vieles wird aber vom Löschzug 4 und den benachbarten Feuerwehren abgefedert.

Feuerwehrsprecher Schwanke erläutert die Pläne anhand einer Landkarte. © Markus Klümper

“Wir können den Leuten ja schlecht Eimer vor die Tür stellen”, bringt Schwanke die Herausforderung lapidar auf den Punkt. Es sei klar, so der Pressesprecher der Kiersper Wehr, dass die Sperrung und die damit verbundenen Verkehrsprobleme alle Menschen in der Gegend betreffen würden. Aber eben auch die Feuerwehr, bei deren Anfahrt es oft auf jede Minute ankommt. Eine Fahrzeitenberechnung ergab: Innerhalb von vier Minuten erreicht der Löschzug 1 den Bereich am Tannenbaum, weitere zwei Minuten später ist man bei etwaigen Einsatzstellen in Vorth oder Neue Brücke. Der nun nötige Umweg über die Schnörrenbach verzögert das Eintreffen im günstigsten Fall um drei Minuten, bei Zielen auf der B54 in Richtung Lüdenscheid aber auch um bis zu acht Minuten. Ausgerechnet in einem Gebiet, in dem immer wieder schwere Verkehrsunfälle passieren, die zu den sehr zeitkritischen Einsätzen zählen, wo es mitunter um Menschenleben geht.

Doch die Lösung dieses Problems lag nahe: Ohnehin ist die zum Löschzug 4 gehörenden Einheiten Neuenhaus und Vollme auf derartige Lagen technisch wie personell sehr gut vorbereitet, braucht aber bei Unfällen ab einem gewissen Umfang schnell Unterstützung. Nicht selten müssen Menschen gleichzeitig aus zwei oder mehr Fahrzeugen befreit werden — das braucht “Manpower” und die Ausrüstung, die strategisch auf mehrere Feuerwehr-Einheiten verteilt ist. Die Lösung für dieses Problem lag nahe, und vergrößert zunächst das Einzugsgebiet für den LZ 4 Neuenhaus / Vollme. Wobei die Löschgruppe Neuenhaus sowieso den beschwerlichen Weg über Berken fahren muss, um die Bundesstraße 54 zu erreichen. Darüber hinaus kommt überörtliche Hilfe aus der Nachbarschaft, nämlich vom Halveraner Löschzug Oberbrügge-Ehringhausen sowie aus Meinerzhagen. Die Löschgruppe Lengelscheid ist eh nicht weit vom Kiersper Stadtgebiet stationiert. Mike Budde bekundet viel Vertrauen in die Kräfte im Volmetal: “Bagatelleinsätze schafft Vollme alleine”, so der Wehrleiter, aber größere Lagen bräuchten eben eine entsprechende Zahl von Feuerwehrleuten und Ausrüstung.

Zwei ganze Tage haben Budde und sein Stellvertreter Andreas Pfaffenbach über den Plänen gebrütet, bis diese nun der Feuer- und Rettungsleitstelle des Märkischen Kreises unterbreitet werden können. Dass man diesen zustimmt, gilt als sicher, auch wenn die zeitweiligen Anpassungen an die Alarm- und Ausrückeordnung sicher einigen Aufwand in der Programmierung der Leitstellentechnik nach sich zieht. Aber so “ausgefuchst” die Fahrzeitenberechnung ist, hat sie doch einen Pferdefuß: Sie gilt für die Zeit von der Abfahrt aus dem Gerätehaus am Wildenkuhlen bis zum Eintreffen am Einsatzort. “Wir haben eine Variable, die wir nicht kennen, und das ist die Frage, was passiert, wenn in Kierspe der Verkehr zuläuft”, gibt Budde zu bedenken. Wenn in der Schnörrenbach der LKW-Verkehr zum erliegen kommen sollte, nützen auch Blaulicht und Martinshorn wenig. Ein weiterer, besonders entscheidender Punkt ist vor allem die Frage, wie gut die ehrenamtlichen Feuerwehrleute mit ihren Privatwagen ohne Blaulicht zum Gerätehaus durchkommen. “Das ist für die Kräfte sogar eine psychische Belastung”, merkt Christian Schwanke an.

Schwere Unfälle passieren auf der B54 leider immer wieder. @ Markus Klümper

Gewohnt groß ist die Solidarität unter den benachbarten Feuerwehren: “Wir haben uns mit den Wehrleitern aus Halver und Meinerzhagen zusammengesetzt, die sofort Unterstützung zugesagt haben”, so Budde. Die Feuerwehr sei eben eine große Familie. Die Hoffnung, es möge nichts passieren, haben Einsatzkräfte sowieso, doch für die Zeit der Sperrung gilt dies ganz besonders. Die wichtige und besonders unfallrelevante Verkehrsader B54 ist für den Löschzug 1 nicht mehr direkt erreichbar, dennoch rücken die Kameradinnen und Kameraden aus dem Gerätehaus Stadtmitte “ab Eskalationsstufe 1” weiterhin aus. Erreichen ihr Ziel aber erst deutlich später. Es sind ausgerechnet schwere Verkehrsunfälle, die beinahe zu jeder Jahreszeit und bei der Wetterlage, umfangreiche und vor allem zeitkritische Feuerwehreinsätze benötigen. Auch Vegetationsbrände stellen die Feuerwehr vor große Herausforderungen, die anhaltende Trockenheit lässt für diesen Sommer nichts Gutes erahnen. Doch diese Einsatzlagen haben oft eine gewisse Anlaufphase, bei der etwaige Umwege nicht zu sehr ins Gewicht fallen. Auch hier ist der Löschzug 4 sehr gut gerüstet. So können sich die Menschen in und um Kierspe auf zahlreiche Verkehrsprobleme in den kommenden Monaten einstellen, aber für Hilfe durch Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei ist auch weiterhin in Notlagen vorgesorgt.

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