30. Juni 2025
Flammen-Inferno auf dem Schulhof. © Markus Klümper
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Brandheiße Pause in der Pestalozzi-Schule

Der Wetterbericht versprach eh schon schweisstreibende Temperaturen, doch das Team der Kiersper Feuerwehr setzten nochmal “einen drauf”: Zur Brandschutzerziehung gehörte nämlich auch eine Vorführung, bei der die Kids, aber auch ihre Lehrer, eindrucksvoll gewaltige Gefahren im Alltag verdeutlicht bekamen.

KIERSPE (mk) Der “Theorieunterricht” fand am Montag (30. Juni) für die 3. und 4. Klassen noch in der Aula der Grundschule am Haunerbusch statt. Nach dem verheerenden Wohnhausbrand in der unmittelbaren Nachbarschaft vor zwei Monaten sollten die Kinder ihr Wissen rund um das Thema Feuer und Feuerwehrarbeit mal auffrischen. Dabei erklärte Feuerwehrmann Mike Söhl den Grundschülern auch, was man auf keinen Fall tun darf, falls es mal im Haus oder in der Wohnung brennen sollte: “Versteckt auch nicht im Kleiderschrank oder unter dem Bett”, warnte der Unterbrandmeister die Kinder, denn schließlich wäre es für die Feuerwehrleute schwierig, dort jemanden zu finden und zu retten. Ein Raunen ging durch die Kindergruppe, als Söhl eindringlich vor den Gefahren des Brandrauches warnte, schließlich würde schon wenige Atemzüge reichen, um ohnmächtig zu werden oder gar zu ersticken.

Christian Schwanke und Christian Oehlert erklären die Technik des Hilfeleistungslöschfahrzeuges. © Markus Klümper

Auf dem Schulhof wurde es schon praktischer: Hier warten Christian Schwanke und Christian Oehlert mit zwei Feuerwehrfahrzeugen. Darunter ein “HLF” — ein Hilfeleistungslöschfahrzeug, dass für ganz unterschiedliche Einsätze ausgerüstet ist. Die wichtigsten Gegenstände hat Schwanke den Kindern erklärt — und die hörten gespannt zu. So lernten sie, dass zwei Feuerwehrleute die Atemschutzgeräte sogar schon auf der Anfahrt zur Einsatzstelle anlegen können, da diese in den Sitzen platziert sind. Oder dass man mit dem hydraulischen Spreizer sogar einen Bus anheben kann, und dieses Gerät oft bei Verkehrsunfällen gebraucht wird.

Die Theorie “büffelte” Mike Söhl mit den Grundschülern. © Markus Klümper

Gestaunt haben die Grundschüler auch über das Gewicht der Spezialkleidung, die Feuerwehrfrauen und ‑männer im Einsatz tragen müssen. Das Angebot, die mal anzuprobieren, wurde fleissig wahrgenommen: Auch Lehrerin Wilma Wicht und Schulleiter Thomas Block schlüpften gerne die die feuerhemmenden Textilien. Absolute Krönung auf dem Schulhof war nicht die Gelegenheit, mal in die bereitstehenden Feuerwehrfahrzeuge klettern zu dürfen, obgleich dies für die Kinder durchaus spannend war. Die Feuerwehrleute hatten sich nämlich noch etwas “ganz Heißes” ausgedacht und gleich zwei gefährliche Alltagssituationen simuliert: Den “Versuch”, brennendes Öl oder Fett mit Wasser zu löschen, und eine Spraydose zu warm werden zu lassen. Letzteres kann gerade jetzt bei hochsommerlichen Temperaturen im Auto durchaus passieren. Wenn Fett brennt, ist die Lage in der Küche ohnehin schon brisant, hier auf die völlig falsche Weise zu versuchen, den Brand einzudämmen, verursacht erstmal eine richtige Katastrophe.

Lehrerin Wilma Wicht fühlte sich in der Feuerwehrjacke sichtlich wohl.

Die Ursache dafür liegt in der chemischen Reaktion: Schon kleine Mengen Wasser überhitzen beim Löschversuch bereits in Sekundenbruchteilen und explodieren regelrecht mitsamt des brennenden Öls oder Fettes. Dessen Partikel breiten sich dadurch schlagartig aus. Nicht nur das Feuer selbst entfaltet so eine viel schlimmere Wirkung, auch die Gefahr, schlimme Verletzungen zu erleiden, steigt massiv. Wenn man überhaupt eine Chance hat, das Feuer einzudämmen, ohne sich selbst übermässig zu gefährden, dann auf eine andere Art. Entweder den Topf oder die Pfanne mit einem Deckel verschließen, oder eine Decke drauflegen. Dadurch entzieht man dem Feuer die Sauerstoffzufuhr. Falls das Feuer schon zu groß ist, ist es ratsam, sich selbst und weitere Personen in Wohnung und Haus in Sicherheit zu bringen.

Auch berstende Spraydosen werden gefährlich, was die Feuerwehr in einer zweiten Demonstration bewies.

Die Kinder, aber vielleicht auch die Lehrer, haben eine Menge gelernt. In jedem Fall ist es gut, die Ruhe zu bewahren, obgleich den Feuerwehrleuten auch klar ist, wie schwierig das in einer Notlage ist. Dabei an die “W‑Fragen” denken: Wo ist das Ereignis? … Wer ruft an? … Was ist geschehen? … Wie viele Betroffene? … Warten auf Rückfragen! Gerade den letzten Punkt beachten viele nicht. Ob man wirklich bei einem Feuer oder einem Unfall die 112 ruft, oder versehentlich die 110, ist am Ende kein Problem: Es kann zwar wertvolle Zeit kosten, doch wenn man aus Versehen beim Notruf der Polizei landet, ist aber darüber hinaus kein Drama. Denn die nimmt die Anrufe auch entgegen und verständigt anschließen die Feuerwehr.

Panik, so menschlich sie auch sein mag, ist jedenfalls Fehl am Platz. Die Kinder gingen mit viel Spaß und Neugier an die Sache heran, und freuten sich auch über die feuchte Erfrischung und den Regenbogen, den einer der Feuerwehrleute mit einem Schwung Wasser aus dem Strahlrohr nach dem Löschen der spektakulären Flammen auf dem Schulhof “spendete”. So packend dürfte die große Pause selten gewesen sein.

Hier die Bilderserie von einem besonders spannenden Unterrichtstag so kurz vor den Ferien:

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