1. Juli 2025
Automobile Charmeure der Wirtschaftswunderzeit. © Markus Klümper
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“Altblech” entpuppt sich hochkarätige Auto-Klassiker

In seiner nunmehr neunten Auflage manifestiert sich das vom Valberter Dorfverein ausgerichtete Oldtimer-Treffen auf dem Lidl-Parkplatz als Magnet für echte Schätze auf Rädern — und natürlich für deren Liebhaber. Doch nicht nur ganz wertvolle Fahrzeuge ziehen die Besucher in ihren Bann: Auch Kleinwagen der Wirtschaftswunderzeit verzaubern mit ihrem Augenaufschlag.

Auch bei Oldtimer-Events selten: Der Mercedes Benz 300 SL “Flügeltürer”

MEINERZHAGEN (mk) Es ist schon beachtlich, was für Fahrzeuge am Sonntag, 18. Mai, auf den Supermarktparkplatz rollten. Das fängt schon bei den auswärtigen Kennzeichen an: Autos aus rund 150 Kilometer Entfernung fielen auf, vielleicht hatten manche Fans des “Altblechs” auch eine noch weitere Anfahrt hinter sich. Bei der runden halben Million auf dem Tacho eines 124er Kombi war das auch nicht relevant. Diese irre Laufleistung hat das Mercedes T‑Modell mit einem relativ kleinen Vierzylinder-Motor absolviert: Dem 2,2 Liter Benziner, der mit 150 PS als Vernunftsentscheidung beliebt ist, und sich damit auch als Exemplar der letzten Baujahre outet. Im Gegensatz zur Farbe: Der Farbcode 7166, alias “Bornit” ist schon länger verbreitet. Ärger? Wenig! Der Fahrer berichtet von einem Ventilabriss, der vor nicht allzu langer Zeit den Zylinderkopf lahmlegte. Ein Todesurteil war das für den beliebten Lademeister zum Glück nicht.

Veteranen-Treffen ohne Wolfsburger “Krabbeltier”? Kaum denkbar!

Länger dauerte die Aufbereitung eines Porsche-Klassikers. Nein, diesmal kein Elfer, sondern das Vorgängermodell, mit dem Porsche namensrechtlich der französischen Marke Peugeot in die Quere gekommen war. Kurzum wurde aus der Null eine weitere Eins, und der Klassiker war geboren. Der Urheberstreit war dank schneller Einsicht in Zuffenhausen schnell vom Tisch, weshalb die originale und sehr seltene “901” Fans frohlocken lässt. Oder als Scheunenfund für “Herzrhythmusstörungen” bei den Protagonisten in der RTL-II-Fernsehserie “Trödeltrupp” sorgt. Das Exemplar eines Kiersper Unternehmers dürfte als Basis wesentlich besser ausgesehen haben als die Blechhaufen, die in der TV-Episode sofort vom Porsche-Werk aufgekauft worden waren, sonst wäre die Restaurierung wohl kaum in vier Jahren machbar gewesen. Der Besitzer möchte sich lieber im Hintergrund halten, ist dennoch stolz auf das Auto, dass im kommenden Jahr 60 wird.

Diese Damen namens Emily steht für den automobilen Maximal-Luxus.

Darüber hinaus gaben sich die aussergewöhnlichen Klassiker und ihre Besitzer am Sonntag die Klinke in die Hand. Zig Fahrzeuge, von denen Liebhaber träumen, aber auch manche, die selbst in der Szene ziemlich selten sind. Damit ist noch nicht einmal der Rolls Royce gemeint, der hinsichtlich luxuriösem Fahrgefühls das Limit unter den Teilnehmer-Automobilen darstellt. Der Kenner hat sofort den Mercedes 300 SL mit Flügeltüren im Visier: Der von 1954 bis 1957 gebaute “W198” wird je nach Zustand grob mit einer Million oder noch deutlich mehr taxiert, wurde aber trotz des Wertes auf eigener Achse nach Valbert gefahren.

So ähnlich wie “Käfer”, nur eben sehr schnell: Der Sechszylinder-Boxer im Porsche, in diesem Fall einem 901. © Markus Klümper

Den “American way of life” oder besser “of drive” repräsentierten etliche amerikanische Oldtimer. Durch die Bank großvolumig, dass das legendäre Motor-Format mit 5,7 Litern noch als “small block” bezeichnet wird, spricht für sich. Über Zylinder spricht man selten: Acht, wieviel auch sonst? Das Geblubber dieser Motoren hört man gerne, sofern man selbst nicht tanken muss. Den krassen Gegenentwurf gab es aus dem Nachkriegsdeutschland, und abgesehen von extrem teuren Sportwagen spiegeln die Preise der Oldtimer eine Kuriosität wieder: Da sind Kleinwagen mitunter genauso teuer wie eine große und schwere Limousine. Mitten im Getümmel standen zwei kleine Charmeure, die mit ihrem Augenaufschlag verzückten: Ein Goggomobil, und ein Messerschmidt Kabinenroller. Letzterer kann es in Sachen Wert durchaus mit einer britischen Luxuslimousine aufnehmen. Und zwar mit der mit der berühmten “Emily” auf dem Kühlergrill! Im Kabinenroller ist übrigens Lüdenscheids bekanntester Zeitungsfotograf Peter Pohlack lange Zeit nicht nur in die entlegensten Winkel der Bergstadt gekommen, sondern einmal sogar in das Wochenmagazin “Stern”.

Oldtimer-Restauration aus einer anderen Perspektive, nämlich als Koffermodell. @ Josephine Heber

Apropos Grill: Wer beim Bewundern der unzähligen Autoklassiker Hunger kriegte, bekam seine Bratwurst “frisch aus dem Willy”: Der Grill war nämlich im ehemaligen Vorderwagen einer der legendären “Willys Jeeps” eingebaut. Sehr originell, aber die Wurst hätte vermutlich auch von einem normalen Grill so lecker geschmeckt. Doch das Auge genießt mit — und schweift über VW Golf GTI, diverse 123er, den 914er Volksporsche oder einen BMW E28 M5. Und unzählige weitere Klassiker. Zwischen deren Liebhabern entwickelten sich schnell Benzin-Gespräche, auch wenn der eine oder andere Ölmotor unter der Haube steckte. Das Konzept der Veranstaltung war simpel, und hat wieder einmal sehr gut funktioniert. Daran braucht für die Jubiläumsauflage wohl nichts geändert werden. Einfach nur gespannt sein, was da auf den Parkplatz gerollt kommt. Oder im Koffer steckt: Absoluter Blickfang waren auch die Modell-Landschaften, die Tüftler in alte Reisekoffer gebaut haben.

Hier die große Fotogalerie:

(Fotos: Josephine Heber, Jana Heber, Markus Klümper)

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